„Pu-Erh Tee? Noch nie davon gehört. Ist das grüner Tee?“

 

Was ist denn Pu-Erh? 

Pu-Erh nimmt seinen Namen von der Teehandelsstadt Pu’Er, welche in der südchinesischen Provinz Yunnan liegt. Dort begann man vor über 1000 Jahren damit, Tee zu Ziegeln zu pressen, um ihn besser transportieren zu können. Der Name war also ursprünglich an die Geografie verlinkt. Sind jetzt alle Tee aus der Provinz Yunnan Pu-Erh Tees? Nein, in Yunnan wird auch hervorragender Schwarzer Tee oder Weisser Tee hergestellt, welche auch in unserem Sortiment gekauft werden kann. Auch wird Pu-Erh Tees aus anliegenden Regionen wie Laos, Burma oder Vietnam produziert. Es geht also neben dem Klima hauptsächlich um den Prozess, der beim Pu-Erh Tee einzigartig ist und sich von anderen Teearten unterscheidet.

Einzigartig beim Prozess von Pu-Erh Tees ist die Sonnentrocknung der Blätter und nicht im Ofen wie das beim grünen Tee der Fall ist. Diese Einzigartigkeit im Prozess führt dazu, dass ein Pu-Erh Tee (Sheng, roher) sich mit den Jahren weiterentwickelt, wie das bei einem Wein der Fall ist. Häufig hört man von Leuten, dass Pu-Erh Tee erdig schmeckt, oder sogar nach Fisch stinkt. Dies hat damit zu tun, dass viele Leute in Westeuropa nur Shu Pu-Erh schlechter Qualität probiert haben, denn nach Fisch sollte ein Pu-Erh definitiv nicht riechen / schmecken, denn dann wäre etwas mit dem Teeblatt oder der Verarbeitung des Tees total falsch gegangen.

Shu oder Sheng Pu-Erh?

Pu-Erh-Tees werden in zwei Grundkategorien eingeteilt. Das sind einerseits Shu­-Pu-Erh, auch gekochter Pu-Erh-Tee genannt, anderseits Sheng-Pu-Erh (ungekochter Pu-Erh-Tee). Beide Arten werden in Yunnan (China) geerntet, eine Region, welche in vielen geschichtlichen Quellen als die Heimat der Teepflanze erwähnt wird. Die beiden Pu-Erh-Tees unterscheiden sich in der Reifungsmethode des Tees. Bei einem Sheng-Pu-Erh-Tee versucht der Mensch möglichst wenig in den Reifungsprozess einzugreifen. Der Tee wird vergleichsweise wie ein grüner Tee wenig oxidiert und dann jahrelang gelagert. Während dieser Zeit findet eine natürliche (Post-) Fermentierung statt. Beim Shu-Pu-Erh Tee jedoch provoziert man diese Fermentierung, indem man den Tee während Wochen zusätzlich dämpft (in hoher Luftfeuchtigkeit mit hohen Temperaturen aussetzt) und der Tee so im Gegensatz zum Sheng-Pu-Erh schon fermentiert ist, bevor man ihn einlagert. Diese Reifungsmethode wird auch künstliche Reifung genannt und ist vergleichsweise neu. In den 1970er Jahre war es die Menghai Tea Factory, die erstmals eine solche „künstliche Reifung“ vollzog. So soll in kürzester Zeit eine Reifung erreicht werden, welche sonst nur nach x-Jahren erreicht würde bei einer „natürlichen Reifung“. Für beide Pu-Erh Arten gilt, dass diese mit den Jahren werthaltiger werden (natürlich ist auch die Blattqualität entscheidend). Beim Sheng-Pu-Erh-Tee wird die Bitterkeit mit den Jahren abnehmen, der Shu-Pu-Erh-Tee gewinnt mit den Jahren an Süssigkeit. Wichtig dabei ist, dass man die Tees an einem geruchsneutralen Ort lagert. Feuchtigkeit und Temperatur sind wohl die zwei entscheidenden Faktoren, um einen optimalen Reifungseffekt über die Jahre zu erzielen. Jedoch scheiden sich da die Geister, ob jetzt eine feuchte Lagerung (von bis zu 80% Luftfeuchtigkeit) oder eine eher trockenere Lagerung die besseren Ergebnisse liefern. Unsere Empfehlung dabei ist, ein Kompromiss zu finden indem der Pu-Erh-Tee nicht austrocknen sollte (über 30% Luftfeuchtigkeit), jedoch auch nicht riskieren sollte, dass der Pu-Erh-Tee anfängt zu schimmeln (nicht über 65% Luftfeuchtigkeit).

Gepresste Blätter von einem Sheng Pu-Erh

Gepresste Blätter eines Shu Pu-Erh

Wie schmeckt ein Pu-Erh?

Der Sheng Pu-Erh-Tee ist eher heikler bei der Zubereitung. Bei zu hoher Menge oder zu langen Ziehzeiten wirkt der Tee schnell bitter. Ein junger Sheng Pu-Erh hat ein breites Spektrum von Geschmäcker, je nachdem von welchem Ort der Tee kommt (wo teilweise auch verschiedene Kultivar vorzufinden sind). Die Geschmäcker reichen von blumig, mineralig, fruchtig, bis zu leicht malzig und bitter. Ein Sheng entwickelt sich weiter und so auch die Geschmachsnoten. Dies ähneln mit zunehmenden Jahren den Geschmacksnoten eines Shu Pu-Erhs. Sie werden leicht erdig.

Getrocknete Blätter eines jungen Sheng Pu-Erh

Aufguss eines jungen Sheng Pu-Erh

Getrocknete Blätter eines gealterten Sheng Pu-Erh

Aufguss eines gealterten Sheng Pu-Erh

 

Der Geschmack eines Shu Pu-Erh entscheidet sich sehr stark. Er ist intensiv erdig, bietet häufig nicht die gleiche Komplexität wie ein gealterter Sheng Pu-Erh. Er ist häufig weniger stark und wirkt auch auf die Verdauung eher sanft und beruhigend.

 

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